„[Das Gebet] vereint den Verstand mit der Seele. Du kannst nur glücklich sein, wenn du durch das Gebet wächst. Das Gebet ist ein Geschenk in sich selbst. Es gibt dir nicht das Resultat, für das du betest, sondern es gibt dir die Widerspiegelung Gottes, die fortwährend von seiner Seele strömt. Es mag Gottes Wille sein, zu gewähren oder zu verweigern, wofür du gebetet hast, aber Gott wird dir immer das größte Geschenk gewähren – die Widerspiegelung Seiner Liebe. Also werden Gebete immer mit dem Wertvollsten im erschaffenen Universum beantwortet – Gottes Liebe.“ (Maria)
Geliebter Vater,
der Du bist, warst und wirst immer sein,
bitte,
öffne mein Herz soweit,
dass die ganze Welt darin Platz findet,
mache mich so klein,
dass nur Dein Licht, Deine Liebe und Deine Wahrheit mich erfüllen,
nimm mich an die Hand,
dass jeder meiner Schritte Deinen Namen trägt; […]
(aus einem kontemplativen Gebet)
Die Sehnsucht nach der Liebe Gottes (und nur nach der Liebe Gottes) bringt uns an einen Punkt, wo wir nur noch nach ihr rufen, da alles andere nach und nach belanglos geworden ist. Am Anfang umhüllt uns ein tiefes Schweigen. Bis wir erkennen, dass in diesem Schweigen eine Bewegung stattfindet, die uns bereit macht, diese Liebe zu empfangen. Dann und nur dann kann es geschehen. – Aber: wenn wir diesen Weg betreten, werden wir ab und zu Augenblicke dieser Liebe erleben, die uns zeigen, dass wir geliebt werden, egal, was geschieht. Wir beginnen wahrzunehmen, dass sie uns vollständig umgibt. Manchmal mögen wir erfahren, wie sie uns vollkommen durchdringt. Und nach und nach entdecken wir sie in unseren Nächsten. Es ist unerheblich, ob wir diesen Weg verstehen, denn er führt letztendlich jenseits von unserem Verstand, ins reine (Bewusst)Sein.
Dazu eine schöne Geschichte aus den frühen Tagen der Christenheit (die Zeit der Wüstenväter):
Ein junger Mönch kommt am frühen Morgen zum Abt und beklagt sich: „Ehrwürdiger Vater, wir sind hier schon so lange, beten so viel und üben uns in so vielen Exerzitien, und es geschieht so gut wie nichts mit uns. Wo bleibt der Fortschritt, den wir uns alle erhofft haben?“ Der Abt schaut sich ihn prüfend an und sagt dann: „Bevor ich dir antworte, nimm dir einen der Körbe, mit denen wir die Erde in unseren Gärten tragen, gehe zum Fluss und bringe uns Wasser hierher.“ Der junge Mönch folgt, nimmt sich einen der Körbe und holt Wasser aus dem Fluss. Da diese Körbe jedoch aus geflochtenen Zweigen bestehen, bis er ankommt, ist alles Wasser durch die kleinen Fugen des Korbes bereits ausgeflossen. Egal wie er sich bemüht, er kommt immer mit einem leeren Korb an. In der Abenddämmerung, völlig erschöpft und verärgert, wendet er sich an den Abt wieder und sagt, dass diese Aufgabe sinnlos und unerfüllbar ist. Der Abt schaut ihn liebevoll an und antwortet: „Mein Sohn, das Wasser war doch nur ein Mittler. Schau dir den Korb genau an.“ Und der Korb war so rein, wie an dem Tag, an dem er geflochten wurde.
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